Gesundheitsvorsorge bei Kaninchen

Damit dein Lieblingstier gesund bliebt, brauchen Kaninchen regelmäßige Gesundheitschecks beim Tierarzt.

Warum ist es wichtig, dass mein Kaninchen regelmäßig in der Tierarztpraxis vorgestellt wird?

Geht es deinem Kaninchen gut? Ist dein Kaninchen krank? Um den Gemütszustand von deinem Lieblingstier zu überprüfen, solltest du zunächst auf sein Verhalten achten. Hält es den Kopf gerade, zieht es sich vermehrt zurück, lässt es sich nicht mit Futter locken, frisst es weniger oder verweigert es gar gänzlich die Futteraufnahme? 

Kannst du eine dieser Fragen mit ja beantworten, solltest du umgehend zum Tierarzt und deinen Liebling untersuchen lassen. Wenn sich dein Kaninchen wohl fühlt, ist es lebhaft und neugierig. Am besten beobachtest du das Verhalten deines Tieres morgens oder abends. Tagsüber schlafen Kaninchen in der Regel oder ruhen sich aus.

Deine Beobachtungsgabe kann jedoch einen Gesundheitscheck beim Tierarzt nicht ersetzen. Grundsätzlich solltest du mit deinem Kaninchen (auch wenn es fit und munter ist) für ein Gesundheits-Check-Up mindestens einmal im Jahr eine Tierarztpraxis besuchen. Zudem sollte jedes Kaninchen einen sicheren Impfschutz gegen Myxomatose und Rabbit Haemorrhagic Disease (RHD1 und RHD2) haben.

Kaninchenzähne

Nicht immer ist es möglich, Zahnproblemen bei Kaninchen vorzubeugen. Angeborene Zahnfehlstellungen sind bei bestimmten Rassen ein häufiges Vorkommnis. Da die Zähne von Kaninchen ihr Leben lang nachwachsen, muss der Tierarzt die Fehlstellung in regelmäßigen Abständen korrigieren.

Lebenslang nachwachsende Zähne finden sich übrigens auch bei Meerschweinchen, Degus und Chinchillas. Tiere mit andauerndem Zahnwachstum benötigen ausreichend Kalzium für den ständigen Aufbau des Zahnschmelzes.

Damit die Zähne nicht zu lang werden, muss sie das Kaninchen an Futter oder Nagematerial abreiben können. Ein zu niedriger Rohfaseranteil in der Futterration kann zu mangelhaftem Zahnabrieb führen. Sollte das passieren, muss der Tierarzt die Zähne korrigieren und abschleifen.

Verdauungsstörungen und Übergewicht

Falsches Futter (zu viel Getreide, Süßigkeiten, zu wenig Grünfutter u.a.) kann bei Kaninchen zu vielen Symptomen führen. Nicht ungewöhnlich sind dabei Erkrankungen des Verdauungstraktes. Bedenke immer: Verstopfungen und Blähungen sind bei Kaninchen keine Lappalie. Kaninchen können im Vergleich zu anderen Tieren oder Menschen kaum Aufstoßen oder pupsen.

Die im Verdauungstrakt angesammelten Gase finden somit keinen Weg nach draußen. Sie können unter Umständen beim Kaninchen zu Kreislaufversagen führen, was im schlimmsten Fall auch tödlich endet. Betroffene Tiere sind häufig apathisch, fressen wenig bis gar nichts, bewegen sich kaum und wirken hin und wieder auch „aufgebläht“.

In diesem Fall solltest du unbedingt den Tierarzt aufsuchen. Bei schnellem Eingreifen kann das Kaninchen medikamentös behandelt werden. Oft kannst du aber einer Aufgasung bereits durch das richtige Futter zuvorkommen. Achte beim Futter auf ausreichend Rohfasern. Besonders wichtig für die gute Verdauung ist neben der Futterauswahl auch das langsame Anfüttern. Lass sich dein Kaninchen zum Beispiel im Frühjahr erst einmal an das Frischfutter gewöhnen. Das erste frische Grün im Jahr ist außerdem häufig besonders eiweißreich und kann somit zusätzlich zu Durchfall führen.

Aber auch falsche Rationen oder Unverträglichkeiten stören das Verdauungssystem der Kaninchen. Lasse dich, wenn nötig, bei der Futterwahl von deinem Tierarzt beraten. Schwerer Durchfall hat vorwiegend gravierendere Gründe und muss sofort behandelt werden. Da die Ursachen von meist harmlosen Infektionserregern bis zu schweren Erkrankungen – bei denen der Tod innerhalb von 24 Stunden eintreten kann – reicht, solltest du mit deinem Lieblingstier umgehend zum Tierarzt.

Außerdem ist Übergewicht ein weit verbreitetes Problem bei Hauskaninchen. Neben der Bewegungseinschränkung kann das u.a. ein Fettlebersyndrom, Gelenkschäden und Osteoporose auslösen. Auch Stoffwechselerkrankungen können durch Übergewicht begünstigt werden. Ein besonderes Risiko für Übergewicht besteht bei kastrierten weiblichen Tieren. Frage bei Gewichtsproblemen deinen Tierarzt. Er kann dich beraten, die richtige Futterration berechnen und bei einer anstehenden Diät Empfehlungen aussprechen.

Hygiene

Generell musst du bei einer Durchfallerkrankung deines Lieblings auch besonders auf die Hygiene achten. Verschmutzungen des Afterbereichs deines Kaninchens können zur Fliegenmadenkrankheit (Myiasis) führen. Fliegen legen ihre Eier an verschmutzten Stellen des Afters ab und die sich entwickelnden Larven führen zu einer schmerzhaften Erkrankung. Sie fressen sich durch die Haut, Unterhaut und unter Umständen sogar die Muskulatur der Kaninchen. Nur wenn du die Erkrankung noch im Frühstadium erkennst, kann in der Regel der Tierarzt das erkrankte Kaninchen noch retten.

Prinzipiell muss eine Verschmutzung am After aber nicht zwingend auf ein Durchfallproblem zurück zu führen sein. Üblicherweise produzieren Kaninchen nachts weicheren Kot – den sogenannten Blinddarmkot. In der Regel können sich Langohren den Hintern selbst reinigen. Verletzungen, Schmerzen oder Übergewicht können dieses natürliche Verhalten jedoch unterbinden. Achte darauf, ob dein Lieblingstier in seiner Bewegung eingeschränkt ist und unter Umständen bei der Reinigung Hilfe benötigt.

Kaninchen sollten regelmäßig von einem Tierarzt/einer Tierärztin untersucht werden.

Atemwegserkrankungen

Im Atmungstrakt der meisten Kaninchen leben so genannte Pasteurellen (Bakterien), die in der Regel für gesunde immunstarke Tiere ungefährlich sind. Die Infizierung mit den Bakterien reicht somit nicht aus, um eine Erkrankung auszulösen. Ein durch Stress (z.B. falsche Haltung, schlechte Hygiene, falsches Futter, Umzug) oder Vorerkrankungen geschwächtes Immunsystem begünstigt jedoch eine Atemwegserkrankung durch den bakteriellen Erreger. Bei einer ausgebrochenen Infektion mit Pasteurellen spricht man auch von Kaninchenschnupfen oder der Kaninchenseuche.

Neben dem bakteriellen Erreger Pasteurella multocida gilt auch das Bakterium Bordetella bronchiseptica, welches auch an der Ausbildung des Katzenschnupfen– und des Zwingerhusten-Komplexes beteiligt ist, zu den Haupterregern des Kaninchenschnupfens. Zu den möglichen Sekundär-Erregern zählen Streptokokken, Staphylokokken, Hämophilusarten und Pseudomonas.

Das Krankheitsbild betrifft häufig nicht nur den Atmungstrakt, sondern auch die Nieren, die Haut, die Gebärmutter sowie weitere Organe. Typische Symptome des Kaninchenschnupfens sind zudem Nasen- und Augenausfluss, Appetitlosigkeit, Gleichgewichtsprobleme und / oder Atemnot.

Recht schnell kommt es bereits bei leichten Schnupfensymptomen wie z.B. Niesen neben einer Entzündung der Atemwege auch zu einer Entzündung der Lunge. Eine „Heilung“ im wörtlichen Sinne existiert nicht. Durch Antibiotika kann dein Tierarzt den Erreger aber über einen gewissen Zeitraum unter Kontrolle bringen und dem Kaninchen ein längeres Leben ermöglichen. Kaninchenschnupfen ist häufig ein Problem, wenn Kaninchen zu eng beieinander gehalten werden.

Hier kann sich die Seuche schlagartig ausbreiten. Unter guten Haltungsbedingungen und mit medizinischer Versorgung ist eine Erkrankung seltener und nur bei belasteten, immunschwachen Tieren zu beobachten. Bei ihnen ist die Erkrankung im Normalfall auch gut zu behandeln. Eine Impfung gegen Kaninchenschnupfen muss daher immer abgewägt werden. Dein Tierarzt steht dir bei der Entscheidung gerne beratend zur Seite.

Geschlechtsorgane

Erkrankungen der Geschlechtsorgane finden sich besonders häufig bei unkastrierten Häsinnen. Bei einem Weibchen solltest du also bereits vor der Geschlechtsreife über eine Kastration nachdenken. Damit beugst du möglichen Erkrankungen vor. Unkastrierte Häsinnen können unter hormonellen Störungen leiden, die zu bösartigen Gebärmuttertumoren und Scheinträchtigkeiten führen können. Zunächst kommt es zu einer Verdickung der Gebärmutterschleimhaut, die später krebsartig entarten kann.

Die Tumore können wiederum Tochtergeschwüre, sogenannte Metastasen, zum Beispiel in der Lunge, bilden. Anzeichen für eine Erkrankung können Ausfluss aus der Scheide, Bauchschmerzen und in fortgeschrittenen Stadien auch Gewichtsverlust und Atemnot sein. Solltest du deine Kaninchendame also nicht zur Zucht halten wollen, ist eine Kastration zu empfehlen und im Sinne des Tieres.  Nach einer Kastration besteht aber bei einer Häsin ein erhöhtes Risiko für Übergewicht. Achte daher stets auf die Futterration. Dein Tierarzt berät dich gerne.

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