Eine Zecke gehört wie die Milben zu den Spinnentieren und ist als blutsaugender Parasit von anderen Lebewesen abhängig. Bei der Wahl ihres Wirtes sind Zecken selten auf eine einzige Tierart beschränkt, so dass grundsätzlich alle Wirbeltiergruppen in Frage kommen: Reptilien, Vögel, Säugetiere und damit auch Menschen. Im Vergleich zu Stechmücken, die sich ebenfalls vom Blut ihrer Wirte ernähren, brauchen Zecken extrem große Blutmahlzeiten – nach nur einmal „Volltanken“ können die Parasiten bis auf das 200-fache ihres Volumens anschwellen.
Zum Schutz der Mahlzeit
Gefährlich wird der Blutverlust beim Wirtstier aber in der Regel erst bei einem Massenbefall. Genau genommen sind Zecken geradezu darauf bedacht, dass ihrer Nahrungsquelle nichts geschieht. Der Zeckenspeichel ist ein potenter Pharmacocktail: Gerinnungshemmer halten das Blut im Zuge der Nahrungsaufnahme flüssig. Gleichzeitig werden schmerzhemmende Substanzen „gespritzt“, um eine akute Abwehrreaktion des Wirts zu vermeiden, der gar nicht merkt, dass er gestochen wird. Darüber hinaus geben Zecken Substanzen über den Speichel ab, um eine Entzündung zu verhindern – man könnte fast meinen, sie spendierten uns eine Rundumversorgung als Wiedergutmachung.
Warum sind Zecken gefährlich?
Häufig reist eine Zecke nicht alleine an, sondern hat Krankheitserreger im „Gepäck“, die für den Menschen und seine vierbeinigen Gefährten gefährlich sind. Bei der Verbreitung von Infektionen gehören die kleinen Blutsauger weltweit zu den Größten. Die bedeutendsten Krankheiten beim Hund, die durch Zecken übertragen werden, sind unter anderem: die Lyme-Borreliose, die Anaplasmose und die Babesiose. Die FSME (Frühsommer-Meningoenzephalitis) ist äußerst selten beim Hund und betrifft nur Tiere mit geschwächtem Immunsystem.
Die Werkzeuge einer Zecke
Dieser Absatz ist nichts für schwache Nerven und wer sich nicht detaillierter mit den Mechanismen der Parasiten beschäftigen möchte, sollte ihn einfach überspringen. Zunächst etwas Theorie: Der Zeckenkörper besteht aus zwei Abschnitten, die gegeneinander beweglich sind. Der vordere Abschnitt wird landläufig als Zeckenkopf und der hintere als Zeckenkörper bezeichnet. Ein kennzeichnendes Merkmal der Zecken sind die Mundwerkzeuge mit den scherenartigen Cheliceren und dem Stechrüssel (Hypostom) im Zentrum und damit schaffen wir den Übergang zur Praxis: Dieses Organ ist häufig mit Zähnen ausgestattet, die als Widerhaken fungieren. Zunächst schneidet die Zecke mit ihren Cheliceren die Haut an, um dann das mit Zähnen ausgestattete Hypostom tief in die Wunde zu versenken. Die Zähne fungieren dabei wie Widerhaken. Einige Zeckenarten mit kurzen Mundwerkzeugen geben zusätzlich noch „Zement“ (eine Kittsubstanz) ab, um sich besser fixieren zu können.
Auf der Lauer
Bevor sich die Zecke über ihr Mahl hermachen kann, muss sie erst einmal auf Beute warten. Während sie wartet, streckt die Zecke ihre Vorderbeine aus, an denen sich die Hallerschen Organe befinden. Damit orten die Parasiten z.B. Ammoniak, Milchsäure und vor allem Buttersäure. Alles Substanzen, die im Schweiß ihrer Beute enthalten sind. Auch das Kohlendioxid in der ausgeatmeten Luft können Zecken mit dem Hallerschen Organ identifizieren. Zahlreiche Tasthaare, die sich ebenfalls an den Vorderbeinen befinden, springen auf Körperwärme und Bewegungen an. Um auf Nummer Sicher zu gehen reagieren Zecken auch auf bestimmte Lichtreize und Vibrationen im näheren Umfeld. Lassen sich die Signale zu einem schlüssigen Bild zusammenfügen, das dem Beuteschema der Zecke entspricht, klammert sie sich mit Ihren Vorderbeinen an den vorbeistreifenden Wirt und beginnt mit ihrem 3-12 tägigen Festessen.
Eine Zecke wird erwachsen
Nach dem Schlüpfen durchlaufen Zecken drei Entwicklungsstadien: Larve, Nymphe und schließlich die so genannte adulte Phase – sprich, eine vollentwickelte Zecke. Hunde und Katzen werden meist von voll entwickelten Exemplaren befallen, seltener aber auch von den leicht zu übersehenden Nymphen und Larven. Sie bevorzugen Bereiche, an denen die Haut deutlich dünner ist, wie Ohrränder, Ohrmuscheln, Augenlider, Schnauze und die Haut zwischen den Zehen.
In den ersten beiden Stadien sind Zecken geschlechtslos. Die sexuellen Merkmale bilden sich erst in der letzten Phase. Eine Zecke benötigt für ihre Entwicklung mehrere verschiedene Wirtstiere. Nachdem sie eine Mahlzeit beendet hat, löst die Zecke sich von ihrem Wirt und fällt zu Boden um sich zu häuten. Danach befällt sie das nächste Tier. Der letzte Bluttrunk vor der Eiablage ist für ein Weibchen zugleich die Henkersmahlzeit – es stirbt, sobald es seine Eier abgelegt und für ausreichend Nachkommen gesorgt hat. Zecken können Tausende von Eiern produzieren (Einige Gattungen der Schildzecken bringen es auf 20.000 Exemplare).
Die häufigsten Zeckenarten und ihre Verbreitung
Zecken sind so vielfältig wie ihre Wirtstiere – ca. 900 Arten sind über die ganze Welt verbreitet. Am gefährlichsten für unsere Lieblingstiere – insbesondere Hund und Katze sind der Gemeine Holzbock, die Auwaldzecke und die Braune Hundezecke. Wobei die Braune Hundezecke (Rhipicephalus sanguineus) vor allem in den wärmeren Regionen auftritt (Mittelmeerraum) und im deutschsprachigen Raum als Freilandzecke nicht vorkommt. Sie kann sich in den kälteren Klimazonen zwar nicht vermehren, reist aber hin und wieder gerne einmal als Tourist bei uns ein. Die Braune Hundezecke gilt als Überträger der Babesiose und Ehrlichiose.
Der Gemeine Holzbock und die Auwaldzecke
Der Gemeine Holzbock (Ixodes ricinus) und die Auwaldzecke (Dermacentor reticulatus) fühlen sich hingegen bei uns so richtig heimisch. Der Holzbock ist die bekannteste Schildzecke in Mitteleuropa und im deutschsprachigen Raum endemisch. Sie befällt mehr als 50 verschiedene Wirte und ist Überträger der Lyme-Borreliose und beim Menschen auch der FSME (Hirnhautentzündung). Die FSME beim Hund ist sehr selten und betrifft nur Hunde mit einem geschwächten Immunsystem. Die Auwaldzecke (Dermacentor reticulatus) ist Vertreter der Gattung der Buntzecken (das Schildchen der Zecke ist marmoriert). Sie befällt nur selten den Menschen, während Hunde als Wirte willkommen sind. Die Auwaldzecke ist im deutschsprachigen Raum endemisch und Überträger der Babesiose.
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