Wie kannst du deinen Hund zurückpfeifen?

Einige Tipps und Tricks: Zurückrufen bzw. Rückruf von Hunden

Ein Pfiff und dein Hund kommt angerannt? Zunächst steht etwas Training an

Ein amüsantes Schauspiel für Zuschauer und eine tragische Stresssituation für den Hundehalter: Der Besitzer der Fellnase ruft und brüllt seinem Vierbeiner hinterher und der denkt nicht im Traum daran seine Richtung zu wechseln und dem wild gestikulierenden und schreienden Menschen Beachtung zu schenken.

Was ist schief gelaufen? Warum will der Hund nicht hören? So belustigend die Szenerie auch scheinen mag, es geht dabei nicht nur darum, dass der menschliche Part des Gespanns schneller nach Hause kommt.

Häufig können Situationen wie diese bei untrainierten Hunden zu einer echten Gefahr eskalieren. Wenn der Vierbeiner zum Beispiel seinem Jagdtrieb folgt und unbeirrt auf eine stark befahrene Straße zuläuft. Hier ist ein funktionierender Rückruf unabdingbar.

Warum eine Hundepfeife?

„Hier her, Kleiner“, „Komm schon“, „Hier spielt die Musik“, „Komm zu mir“, „Neiiiin!“, „Hiiiieeer her, aber sofort!“ – viele Menschen lassen sich leicht aus der Fassung bringen, wenn der Hund nicht gehorcht. Das äußert sich häufig indem sämtliche Kommandos wild durcheinandergewürfelt werden und die Stimme von mal zu mal lauter und aggressiver erklingt.

Hunde sind sehr strebsam und denken in erster Linie erfolgsorientiert. Verbinden sie mit gewissen Lautfolgen keine positive Reaktion, werden sie das erfreuliche Spiel mit den Artgenossen oder die Jagd nach einem Kaninchen nicht unterbrechen.

Schon gar nicht, wenn der Mensch seine Stimme erhebt. Denn hier hat der Hund womöglich bereits negative Erfahrungen gemacht und ahnt, dass das für ihn nichts Gutes heißen kann. Zwar bedeutet eine Hundepfeife nicht, dass der abtrünnige Vierbeiner sofort gehorcht, doch sie hat den Vorteil, dass das Kommando und die Tonlage eingehalten werden und von der ganzen Familie eingesetzt werden kann.

Gut vorbereitet

Wenn du bereits Erfahrung mit Clickertraining gesammelt hast, werden dir zumindest einige der Tipps und Tricks zum Rückruf bekannt vorkommen. Wichtig sind vor allem viel Geduld und Konsequenz. Das richtige Alter für das Training beginnt in den frühen Jahren beim Junghund bzw. noch als Welpe. Aber keine Sorge, falls du das Alter verpasst hast, oder einen bereits erwachsenen Hund aus dem Tierheim geholt hast. Auch ältere Hunde lassen sich noch trainieren – du musst nur noch mehr Geduld und Zeit aufbringen.

Gründe, warum der richtige Zeitraum oft versäumt wird und das Zurückpfeifen des Tiers nur bedingt funktioniert, findet man häufig neben dem falschen Training in der Einstellung der Hundebesitzer.

Ein gut gemeintes „Jetzt darf er mal ein bisschen freilaufen“ ist prinzipiell nicht schlecht. Junge Hunde müssen auch ihren Entdeckungsdrang ausleben dürfen. Oft vergessen die Hundehalter dabei aber, dass der süße Fratz älter und dabei auch unbelehrbarer wird. Hier kommen das Training und die rechtzeitige Konditionierung schnell zu kurz.

Bevor du nun mit dem Rückruf-Training beginnst, solltest du dir zunächst selbst verinnerlichen, welches Ziel du bei deinem Hund anstrebst. Frage dich: „Was soll mein Lieblingstier genau machen, wenn ich es rufe?“. Überlege dir, ob dein Vierbeiner nur kurz vorbeischauen, bei Fuß laufen oder sich neben dich setzen soll.

Es ist durchaus hilfreich, wenn du dir dein gewünschtes Ergebnis schriftlich festhältst und in Sichthöhe pinnst. Das motiviert und erinnert dich visuell an euer gemeinsames Ziel.
Neben der gegebenenfalls benötigten Hundepfeife solltest du dir vor dem Training auch eine Schleppleine zulegen. Sie sorgt für besonders viel Bewegungsfreiheit und du bist trotzdem noch Herr bzw.

Frau der Situation. Gewöhne dein Lieblingstier schrittweise an die ihn verfolgende Schlange, damit er nichts Negatives mit der Leine assoziiert. Übe dafür zunächst mit einer Leine, die nur bis zu fünf Metern Spielraum lässt. Hat sich dein Vierbeiner daran gewöhnt, kannst du den Freilauf-Radius kontrolliert erweitern.

Erste Übungen

Es gibt unterschiedliche Ansätze, die je nach Charakter und Rasse des Hundes schneller zum Erfolg führen können. Überlege dir welche Methode für euch sinniger erscheint, häufig ist auch die Umgebung relevant für die Wahl. Hast du einen Garten? Hast du Platz im Wohnraum?

  1. Trainingsbeginn ohne Rückruf
  2. Rückruf-Training in der Wohnung
  3. Rückruftraining mit der Schleppleine

1. Trainingsbeginn ohne Rückruf

Jeder Hund ist anders – es gibt Sturköpfe, Schleckermäuler, Schmuser und viele mehr. Warum das wichtig ist? Nun ja, wenn du deinen Hund kennst, wirst du wissen, wie du ihn aus der Reserve locken kannst. Manche Hunde kommen ganz von alleine auf dich zugesprungen, müssen aber in ihrem Übermut gebremst werden.

Andere wiederum nehmen eher gelangweilt Notiz von dir und lassen sich nur mit Leckerlis locken. Deine erste Aufgabe besteht also darin, deinen Hund besser kennenzulernen. Starte dann den ersten Übungsschritt indem du dein Lieblingstier bis zu einem Abstand von etwa einem halben Meter zu dir lockst. Achte dabei darauf, dass es keine Ablenkungen gibt – am besten im geschützten Wohnraum, wo kein Durchgangsverkehr herrscht und keine Waschmaschine lärmt.

Nutze noch keine Kommandos, denn die werden erst später eingeführt. Gehe jetzt einen Schritt zurück und entferne dich von deiner Fellnase. Fordere dabei deinen Hund auf, dir zu folgen.

Im Normalfall reicht alleine die Neugier deines Vierbeiners aus, dass er den direkten Weg zu dir sucht. Wenn nicht, biete ihm ein Leckerli an und zeige ihm, dass es sich lohnt dir zu folgen. Steht er jetzt vor dir? Richte dich gerade auf. Häufig motiviert das einen Hund bereits sich zu setzen.

Sobald das geschehen ist, hat er definitiv ein Leckerli oder extra Streicheleinheiten verdient. Wiederhole diese Übung mehrere Male, bis ihr ein eingespieltes Team seid. Bei diesen sehr geringen Abständen benötigst du auch keine Leine.

Das hat den Vorteil, dass sich dein Vierbeiner nicht zusätzlich auch noch darauf konzentrieren muss. Zudem kann es einen Vorteil bieten, wenn dein Hund später aus dem Freilauf zurück zu dir kommen soll. Da Hunde kontextbezogen lernen, verhinderst du so, dass eine Verknüpfung zwischen Leine und Rückruf entsteht.

Dein Hund hat nun gelernt, dass es sich auszahlt zu dir zu kommen und sich zu setzen. Dieses Erfolgserlebnis darf auch später nicht abbrechen. Sorge dafür, dass der Abstand mit der Zeit variiert, aber immer nur soweit, dass die Übung für deinen Hund auch zum Erfolg führt.

Läuft das richtig gut? Jetzt ist es auch an der Zeit das Locksignal einzuführen. Es ist dabei nicht relevant ob es sich hierbei um eine Hundepfeife, ein gesprochenes „hierher“, dem Hundenamen oder ein anderes Kommando handelt.

Wichtig ist nur, dass du mit diesem Signal immer die gleiche Reaktion von deinem Hund erwartest und du deine Stimme nicht nach Gemütslage anpasst. Der Lockruf sollte stets direkt vor deiner gewohnten Lockaktion erfolgen. Hat dein Hund das Kommando verinnerlicht kannst du in kleinen Schritten die Übungen abwandeln.

Hier hast du mehrere Möglichkeiten: Wechsele den Ort, verstärke die Ablenkungen, entferne dich weiter von deinem Hund. Der aber wohl wichtigste Schritt ist das langsame Abgewöhnen der Lockbewegungen und der Leckerlis. Dein Hund soll nur mit dem Signal ein positives Gefühl assoziieren und zu jeder Zeit deinem Ruf folgen.

2. Rückruf-Training in der Wohnung

Wenn du sofort mit dem Kommando starten möchtest, ist auch das ein Weg, den du mit deinem Hund gehen kannst. Wie beim Start ohne Hundepfeife oder Lockruf bewaffnest du dich am besten auch hier mit einem individuellen Hundehighlight in Form des Lieblingsspielzeugs oder Leckerlis.

Starte mit einem oder zwei Pfiffen (natürlich kannst du hier auch mit einem gesprochenen Kommando arbeiten, das muss aber dann beibehalten werden), gefolgt von der direkten Belohnung. Zwischen dem Pfeifen und der Belohnung sollte idealerweise nicht mehr als eine Sekunde vergehen.

Wenn du diese Übung über mehrere Tage wiederholt ausgeführt hast, kannst du testen, ob dein Vierbeiner die Verknüpfung von Pfiff und Belohnung bereits verinnerlicht hat. Begib dich in einen anderen Raum als deine Fellnase und gib das Signal.

Kommt dein Lieblingstier in freudiger Erwartung angerannt und sucht seine Belohnung, habt ihr den ersten Schritt erfolgreich absolviert. Wenn nicht … weiter üben. Nutze das Kommando (ausgenommen der Testsituation) aber nur, wenn du auch in der Nähe des Hundes bist und ihm die Belohnung sofort aushändigen kannst.

Wenn dein Hund noch nicht horcht und du das Trainingssignal zum Beispiel während seines Freilaufs ertönen lässt, kann dein Hund eventuell lernen, dass es keine Konsequenzen gibt, wenn er nicht kommt und er sich entscheiden kann, was ihm gerade wichtig erscheint.

Sei dir stets sicher, dass deine Aufforderung zum Herkommen auch von Erfolg gekrönt ist. Im besten Fall trainiert ihr auch nur in der Wohnung ohne weitere Ablenkungen.

Ist das Signal gelernt? Dann geht es über zum nächsten Schritt, denn dein Hund soll schließlich nicht nur erscheinen, sondern gegebenenfalls auch bei Fuß gehen oder sich zu dir setzen. Hierfür solltest du deinen Vierbeiner anleinen.

Entferne dich von ihm und locke ihn mit deinem Kommando zu dir. Eventuell ist er jetzt von der Leine irritiert und macht sich nicht wie gewohnt direkt auf den Weg zu dir. Nur keine Bange, das ist nichts Ungewöhnliches. Sollte dein Lieblingstier sitzen bleiben, zieh ihn einfach sanft mit der Leine zu dir und lobe ihn dabei. Sobald deine Fellnase bei dir ist, bekommt sie ihre Belohnung.

Je nachdem wie das bisherige Training läuft, kannst du allgemein die Leckerlis und das Spielzeug ausschleichen lassen und nur noch mit Streicheleinheiten und lobend belohnen. Wiederhole diese Übung, bis ihr ein eingespieltes Team seid. Jetzt könnt ihr das Vorsitzen trainieren.

Da es sich um einen neuen Lernprozess handelt, darfst du auch wieder mit Liebgewonnenem locken – zum Beispiel einem Leckerli. Halte es nachdem dein Hund zu dir gekommen ist oberhalb seiner Nase nach oben und in den meisten Fällen wird sich dein Lieblingstier von alleine setzen. Bravo! Das ist eine Belohnung wert.

Wenn das super klappt, könnt ihr den nächsten Schritt wagen: Ableinen und ohne Leine üben. Klappt das auch, kann es endlich nach draußen bzw. außerhalb des Trainingsumfelds gehen. Sei nicht enttäuscht, wenn es dann erst einmal nicht mehr so rund läuft. Dein Hund hat die Umgebung in den Lernprozess mit eingebunden.

Nutze also am besten die Schleppleine und gehe mit deinem Vierbeiner die Übungen noch einmal durch. Scheue dich auch nicht, falls er mal wieder stur bleibt, die Leine als Hilfe zu nehmen. Soll dein Hund zu dir, ziehe ihn wieder sanft in deine Richtung und lobe ihn.

Damit lernt er, dass er sowieso kommen muss, sobald die Pfeife oder das Kommando ertönt … sich daraus aber auch kein Nachteil ergibt – ganz im Gegenteil. Führe das Training so lange fort, bis es von alleine klappt und beginne dann Ablenkungen zu schaffen.

Jedoch stets an der Leine, sodass du ihn notfalls auch wieder einholen kannst. Übe in verschiedenen Situation. Doch Vorsicht! Sobald du die Leine abnimmst und das Training ohne Leine fortsetzt, musst du wieder mit kleinen Schritten beginnen, die Ablenkung verringern und sie wieder nur langsam steigern.

Zu beachten ist auch, dass du niemals im Freilauf nach deinem Hund pfeifst oder rufst und ihn direkt danach anleinst. Hiermit könntest du dein langwieriges Training sofort zunichte machen.

Denn die Leine ist für dein Lieblingstier alles andere als eine Belohnung. Besser du rufst es auch mal während dem Spiel zurück, lobst es und schickst es dann wieder zurück. Dann ist dein Hund auch nicht mehr böse, wenn er nach einem späteren Heranholen eventuell dann auch den Rückzug nach Hause antreten muss.

Dein Lieblingstier darf den Spaß nicht verlieren

3. Rückruftraining mit der Schleppleine

Hast du einen sehr folgsamen Hund, der zumindest bereits seinen Namen registriert und eventuell auch schon die Kommandos „Sitz“ und „Platz“ kennt? Wenn du sofort mit dem Kommando starten möchtest, und dein Hund seine schnelle Lernbereitschaft unter Beweis gestellt hat, kann das Training auch in die Gassirunden eingebunden werden.

Schenk deinem Vierbeiner aber zu Beginn noch nicht die gesamte Länge einer Schleppleine. Auch der Freilauf bietet sich zunächst nicht für das Training an. Musst du dabei gegebenenfalls deinem Lieblingstier hinterherlaufen, um es einzufangen, freut sich der Hund über ein lustiges „Fangen“-Spiel. In seiner Konsequenz heißt das Kommando nun bestenfalls: Herrchen oder Frauchen macht sich auf den Weg zu mir.

Am besten du startest mit einer Leine bis zu 5 Meter Länge – diese darf aber dein Vierbeiner komplett ausnutzen. Je nachdem welches Signal du für den Rückruf auserkoren hast, kannst du mit dem Kommando oder der Hundepfeife starten.

Läuft dein Hund direkt zurück, darf natürlich auch hier die Belohnung nicht fehlen. Falls du dich für Leckerlis entscheidest, hier ein kleiner Tipp. In der Natur wirst du Ablenkungen nicht gänzlich vermeiden können. Fülle die Leckerchen in eine knisternde Tüte. Sie kann Nebengeräusche übertönen und gefällt den meisten Hunden.

Es bildet sich auch eine zusätzliche Verknüpfung: lustiges Knistern heißt, jetzt bekomme ich meine Belohnung. Kommt deine Fellnase aber nicht zurück, musst du sie sanft, wie bereits bei den anderen Trainingsmethoden beschrieben, zu dir heranziehen.

Auch hier darfst du wieder nur lobend reagieren und musst deinen Hund – auch wenn er sich nicht freiwillig auf den Weg gemacht hat – belohnen. Erst wenn das Rückruftraining an der kurzen Leine sicher funktioniert, darf die Länge erhöht werden.

Bevor du das Training in den Freilauf verlegst, solltest du aber noch einmal einen Schritt zurück gehen und die Leinenlänge wieder kürzen. Das mag deinem Vierbeiner zunächst nicht schmecken, aber das gibt euch noch einmal Sicherheit beim Kommando-Training.

Egal welche Trainingsmethode du wählst, das Training wird einige Monate in Anspruch nehmen. Lass dich von Fehlschlägen nicht unterkriegen, da der Rückruf ein essentielles Kommando und auch für deinen Vierbeiner eine wahre Herausforderung darstellt. Wenn dein Hund gar nicht hören möchte, besuche lieber eine Hundeschule oder besorge dir einen Trainer bevor du dich einfach damit „abfindest“. Abgesehen davon gibt es eine über alle andere stehende Regel: Habt Spaß am Training! Solltest du oder noch schlimmer dein Hund kein Gefallen mehr am spielerischen Üben zeigen, wirst du vermutlich ewig auf Trainingsresultate warten müssen. In diesem Sinne: viel Spaß!

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