Freigängerkatze oder Stubentiger? Hat sie die Wahl, wird sie vermutlich auf Entdeckungstour in der freien Natur gehen
Klettern, kratzen, jagen gehören zu den natürlichen Bedürfnissen einer Katze. Und wo können die Abenteurer auf vier Pfoten ihren Bedürfnissen mehr Ausdruck verleihen, als in der freien Natur? Wir wollen natürlich unsere kleinen Stubentiger nicht davon abhalten, dem Drang nach draußen zu folgen, doch wir sollten uns über einige Dinge bewusst sein. Manchmal eignet sich die Katze nicht als Freigängerkatze oder die Wohnlage ist nicht ideal.
Wohnlage für Freigänger
Für den täglichen unabhängigen Freigang müssen einige wohnliche Begebenheiten vorhanden sein. Bewohnt man ein Apartment mitten in der Stadt im 10. Stock, ist es eher unangebracht, eine Freigängerkatze bei sich aufzunehmen. Denn wie soll sie jederzeit das Haus verlassen und auch wieder zurückkommen können? Daher ist es ratsam, eine Wohnung oder ein Haus zu haben, das ebenerdig liegt und für die Katze durch beispielsweise eine Katzenklappe zugänglich ist. Doch bevor der neue Schmusetiger die weite Welt entdecken kann, sollte er grundsätzlich 4-6 Wochen im Haus bleiben, um sich an alles gewöhnen zu können.
Denn erst, wenn eine Bindung zum Zuhause geschaffen ist, kommt der Freigänger auch wieder zurück, wenn er erst einmal seinem Freiheitsdrang nachkomme durfte. Auch bei einem Umzug sollte der schon erfahrene Freigänger noch einmal für einige Wochen zur Wohnungskatze werden, bevor er wieder auf Entdeckungsreise gehen darf.
Vor- und Nachteile einer Freigängerkatze
Frei sein, tun und lassen was man möchte, wer will das nicht? Eine Freigängerkatze hat diese Chance und kann auf natürlichem Weg ihre Sinne schärfen. Ein großer Vorteil gegenüber reinen Wohnungskatzen ist der lediglich durch ihr Revier begrenzte Auslauf, den sie dankbar annimmt und vor Übergewicht schützt.
Auch für uns als Besitzer bringt es Vorteile mit, denn während wir tagsüber auf der Arbeit sind, langweilt sich unsere Katze nicht und macht uns Zuhause auch weniger Arbeit. Es kann sehr angenehm sein, wenn man selbst ausgepowert von einem langen Arbeitstag nach Hause kommt und dort eine ausgelastete Katze wartet, die auch nur noch schlafen und kuscheln möchte.
Doch das Freigängerdasein bringt auch Gefahren mit sich, mit denen man sich abfinden muss. Durch das hinauslassen in die Natur gibt man die Kontrolle über sein Lieblingstier ab und hat keinen Einfluss auf die dort lauernden Risiken. Uns sollte bewusst sein, dass ein Freigänger statistisch gesehen ein kürzeres Leben erwartet als eine reine Wohnungskatze.
Gefahren vor der Haustür
Denn außerhalb des trauten Heims muss sich unser Vierbeiner beispielsweise mit dem Verkehr, mit Teichen, Parasiten, anderen Tieren oder Revierkämpfen auseinandersetzen, die nicht immer gut für unseren Liebling ausgehen. Um vor ein paar dieser Gefahren zu schützen, ist es wichtig, dass unsere Katze alle nötigen Impfungen erhält. Dazu zählen auch vorbeugende Maßnahmen gegen Parasiten wie Zecken und Flöhe.
Oft kommt es auch vor, dass unsere Lieblinge tagelang, oder gar für immer verschwinden und wir nicht wissen, was ihnen zugestoßen ist. Der Grund dafür kann ein Auto, ein Giftköder oder gar ein Fremder sein, der sich unseren Liebling zu Eigen macht. Ist unser Vierbeiner glücklicherweise nur auf Abwege geraten und wird gefunden, ist es ratsam, dass wir für diesen Fall vorgesorgt und unseren Liebling gechipt haben. Mithilfe eines Lesegerätes können Tierärzte oder Tierpfleger, die Halter ausfindig machen und das verlorengegangene Kätzchen nach Hause bringen.
Einige Katzen haben noch Kennummern tätowiert – diese Methode der Kennzeichnung ist aber inzwischen unüblich geworden, da sie nicht auf Dauer hält und ausbleicht. Eine andere Lösung stellt, wie auch bei Hunden, ein Halsband dar, auf dem ein paar Daten vermerkt sind. Doch dieses niedliche Bändchen kann in der Natur für unseren Schmusetiger schnell zum Verhängnis werden. Einmal im Gestrüpp verheddert oder bei einem Sprung hängen geblieben, kann der Versuch sich zu befreien zur eigenen Strangulation führen. Daher sollten Freigänger wirklich frei bleiben und keine Halsbänder tragen.
Freigängerkatzen erziehen
Nicht jede Katze ist dazu auserkoren als Freigänger die Welt zu erkunden. Bei schlechten Erfahrungen mit Artgenossen, kann eine Katze zum Beispiel Ängste vor Fremdkatzen entwickeln, durch die sie gehemmt ist, in ein bestehendes Revier einzudringen oder es zu durchqueren. Ein weiterer Problemfall stellen Allergiker in der Welt der zahmen Räuber dar. Die Futteraufnahme unserer Lieblinge kann während ihrem Streifzug kaum kontrolliert werden, was sich bei Unverträglichkeiten und Allergien fatal auswirken kann. Ist unser Schmusetiger auf Medikamente angewiesen, die beispielsweise zu regelmäßigen Uhrzeiten eingenommen werden müssen, kann dies bei Freigängern zwar zu Problemen führen, diese sind aber lösbar.
Das nach Hause kommen kann mit etwas Übung trainiert werden. Zu Beginn des Freigangs wird sich unsere kleine Samtpfote nicht allzu weit vom Heim entfernen und bleibt meist in Sichtkontakt. Genau das ist die Chance, für eine Lektion in Sachen Pünktlichkeit. Mit einem Pfiff oder Ruf können wir unseren Liebling rufen und wenn es klappt, belohnen wir ihn mit einer Leckerei. Haben wir den Prozess mehrmals erfolgreich trainiert, ist es uns möglich, auch ohne Sichtkontakt unseren Liebling nach Hause zu rufen. Wichtig für den Erfolg der Erziehung kann die Kastration des Lieblingstiers sein. Das verhindert häufig, dass die Streifzüge unangemessene Ausmaße annehmen, wenn beispielsweise die Brautschau auf dem Programm steht. In der Regel bleiben kastrierte Katzen ruhiger und eher im Umkreis zu ihrem Zuhause.
Rechte von Freigängerkatzen
Unser Liebling erkundet nicht nur gerne die eigene Grünfläche, sondern findet den Garten und das Auto des Nachbarn auch ganz spannend. Nicht selten regt sich der Nachbar über Katzenkot im Garten, zerstörte Blumenbeete und Autolackkratzer auf. Wer haftet für die Unannehmlichkeiten? Festzuhalten ist, dass Katzen jedes Grundstück betreten dürfen und geduldet werden müssen.
Kommt es doch mal zu einem erheblichen Schaden, wie Kratzer am Auto oder der teure Teichbewohner wird zum Opfer des Freigängers, so haften wir als Tierhalter. Doch wie ist nachzuweisen, dass für den Schaden unser Fellknäuel verantwortlich ist? Oft ist das im Nachhinein nicht mehr möglich, aber wir sollten trotzdem ein Auge auf unseren Liebling haben und ihn auch zurechtweisen, wenn er sich beispielsweise auf Nachbars Auto niederlässt. Eine offene Kommunikation mit der Nachbarschaft kann schon vorab Problemen vorbeugen und sollte es doch mal zu einem Zwischenfall kommen, lässt sich sicher auch dafür ein Kompromiss finden.
Sind Freigänger eine Bedrohung der Artenvielfalt?
Wir verwöhnen unsere Schmusetiger mit Streicheleinheiten, Spaß und natürlich jeder Menge Futter. Tagsüber gewähren wir ihm die Freiheit, die Welt auszukundschaften. Hierbei kommt es immer wieder vor, dass wir als Dankeschön auch mal eine Maus oder einen Vogel vor die Haustür gelegt bekommen.
Die Hauskatze sieht das Ganze als nette Geste an oder als Zeitvertreib, denn angewiesen ist sie auf die Beute nicht. Viele Vogelschützer sehen die Hauskatze als Bedrohung des ökologischen Gleichgewichts an. Sie ist kein fester Bestandteil der Natur, denn sie muss sich nicht mit natürlichen Gefahren wie Unwetter, Jagdverhalten, Revierverteidigungen oder natürlichen Feinden auseinandersetzen. Sie genießt die Obhut von uns Menschen.
Inselökosysteme
Natürlich ist zu beachten, dass vor allem Jungvögel oder schwache Tiere der Katze zum Opfer fallen. Damit stellen sie das natürliche Gleichgewicht her. Doch genau hier sehen viele Wissenschaftler ein Problem. Die Beute, welche von Freigängern oder verwilderten Hauskatzen erlegt wird, ist die natürliche Nahrungsquelle anderer Räuber, die damit ihr Überleben sichern. Vor allem in Inselökosystemen stellt die Katze, die erst durch den Menschen angesiedelt wurde, eine Bedrohung für Vogelarten dar. Sie werden mittlerweile verantwortlich gemacht für das Aussterben von mindestens 33 Vogelarten
In Europa leben die meisten Freigänger jedoch innerorts und hier lässt sich keine unnatürliche Reduzierung des Vogelbestands festhalten. Forscher und Tierschützer sind sich uneinig, ob die Freigänger eine Bedrohung der Fauna darstellen. Doch als Besitzer können wir vorbeugen und Abhilfe schaffen. Wenn wir darauf achten, dass unsere Lieblinge nicht in der Dämmerung und Nacht auf Beutezug gehen.
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