Wie funktioniert Clickertraining? Einführung in das Training mit dem Clicker
Gehörst du auch zu der Sorte Herrchen oder Frauchen, die große Probleme bei der Erziehung ihres Lieblingstiers haben? Du hast sämtliche Hundeschulen im Umkreis ausprobiert und auch einen Großteil der massenhaft im Internet zu findenden Tutorials angeschaut? Vielleicht solltest du einmal das Clickertraining ausprobieren. Diese Trainingsmethode kann sowohl für Hunde- als auch Katzenbesitzer geeignet sein.
Positive Verstärkung
Der Ursprung des Clickertrainings reicht bis in die 20er Jahre zurück. Zu dieser Zeit experimentierte der US-amerikanische Psychologe B. F. Skinner mit Geräuschen, die Tieren Belohnungen versprachen. Skinner bezeichnete die Erfolge seiner Lernexperimente (vorwiegend mit Ratten) als „operante Konditionierung“- Lernen am Erfolg.
Später folgten ähnliche Experimente mit Hunden, Pferden, Löwen oder Delfinen. In erster Linie wurden mit dem Geräuschtraining Tiere für verschiedene Show-Vorführungen, wie zum Beispiel für den Zirkus oder für Werbespots, ausgebildet.
Tragischerweise bekam die Trainingsmethode zu Kriegszeiten einen bitteren Beigeschmack. B. F. Skinner, der Pionier des Clickertrainings, dressierte 1944 Tauben, die durch ihre Pickbewegungen Fernraketen zünden bzw. auf Kurs halten sollten. Auch Delfine wurden für militärische Zwecke missbraucht. Man machte sich ihren Spieltrieb zu Nutze und ließ trainierte Tiere Minen in feindliches Seegebiet befördern.
Erst etwa in den 60er Jahren erkannte man in der Trainingsmethode mit dem Clicker auch die Vorteile für die Tiere. Anstatt sie zu bestrafen bot die Konditionierung mit einem positiven Verstärker eine stressfreiere und präzisere Lernmethode. Die Tiere mussten sich nicht mehr vor Strafen fürchten und konnten sich dadurch ganz neu mit den Menschen arrangieren. Mensch und Tier bildeten ein Team und die positive Resonanz erreichte nun auch Haustierbesitzer (vorwiegend Hundehalter). Schnell feierte man auch in Privathaushalten Lernerfolge und die sich zunächst lokal auf Amerika beschränkte Methode fand ihren Weg über die Ozeane. In den 90er Jahren erschien schließlich die erste themenrelevante Publikation in deutscher Sprache.
Übung macht den Meister
Der Clou am Clickertraining ist, dass die Tiere ein Erfolgserlebnis erfahren. Dein Liebling verbindet eine zumindest zu Beginn nur marginale Anstrengung mit einer erfreulichen Konsequenz in Form von Streicheleinheiten oder Leckerlies. Dabei muss die Intension nicht unbedingt darin bestehen, dass dein Vierbeiner verrückte Kunststückchen und Tricks lernt. Mit dem Clickertraining können auch Problemverhalten angegangen oder scheue Fellnasen aus der Reserve gelockt werden.
Ganz klar gilt wie bei jeder anderen Trainingsform auch beim Clickertraining, dass du Geduld haben musst. Das gewünschte Verhalten lässt sich nicht innerhalb weniger Minuten erreichen. Bereits für die klassische Konditionierung (Auf eine bestimmte Aktion kann durch Lernen eine bewusste Reaktion erfolgen) muss Zeit aufgewendet werden. Und diese bildet erst den Anfang des Trainings.
Bald wirst du auch merken, ob du die erforderliche Aufmerksamkeit von deinem Tier erwarten kannst oder es sich leicht ablenken lässt. Motivation und Konzentrationsfähigkeit sind beim Lernen entscheidend – deshalb kann es schwierig sein, besonders junge oder alte Tiere zu trainieren. Von Natur aus ist es zudem schwieriger, Katzen zu konditionieren, als Hunde. Wichtig ist, dass du nichts erzwingst. Sollte sich dein Hund oder deine Katze lieber mit seinem bzw. ihrem Spielzeug beschäftigen, als mit dem Training, wirst du in dem Moment keine Lernerfolge erzielen. Warte, bis sich dein Lieblingstier wieder komplett dem Training zuwendet. Gegebenenfalls musst du die Trainingseinheit wohl aber auch einmal verschieben können.
Der Clicker
Am Anfang steht das Trainingsgerät. Du findest die unterschiedlichsten Varianten von Clickern in Tierbedarfsgeschäften oder im Internet zu kaufen. Im Prinzip handelt es sich dabei aber lediglich um eine Weiterentwicklung des uns bekannten Knackfroschs. Das klickende Geräusch ist für unsere Haustiere gut von anderen Geräuschen zu unterscheiden und dient somit ideal als Konditionierungselement. Für welchen Clicker du dich schließlich entscheidest, hängt unter anderem auch vom Einsatzzweck ab.
Kombinationsgeräte haben häufig noch einen Teleskop-Zeiger mit meist roter Spitze – einen so genannten Target-Stick – integriert. Das Tier lernt mit ihm, die Spitze mit der Nase anzustupsen und ihr gegebenenfalls zu folgen. Wer diesen „Schnick-Schnack“ nicht braucht, kann sich das Geld auch sparen. Einige üblichen Haushaltsgeräte, die markante Klick-Geräusche erzeugen, lassen sich leicht zum Clicker umfunktionieren. So kannst du beispielsweise den Deckel von Twist-off-Gläsern schnalzen lassen oder einfach die Mine eines Kugelschreibers raus- und reinklicken. Auch beim Target-Stick kannst du kreativ sein und bist nicht auf ein handelsübliches Modell angewiesen. So wird aus einer Stoffblume oder einem Zauberstab ganz unverhofft ein Zeigestab.
Schritt für Schritt
Beginne damit, dass du deiner Fellnase und dir für die Trainingsrunden etwas Platz verschaffst. Für deine Katze kannst du sicherlich auch in der Wohnung ein wenig Raum suchen, bei einem größeren Hund brauchst du hingegen vermutlich einen ruhigen Ort im Freien. Achte dabei darauf, dass ihr nicht gestört werdet. Ein Feldweg, der gerne auch von anderen Hundebesitzern zum Gassigehen aufgesucht wird, ist für das Anfangstraining gänzlich ungeeignet.
Bevor du nun mit den ersten Übungseinheiten starten kannst, musst du dein Tier erst einmal mit dem Clicker vertraut machen. Das Gerät ist schließlich zu Beginn für deinen Liebling komplett ohne Bedeutung. Du musst ihm erst beibringen, eine schöne Erfahrung damit zu verknüpfen. Auch wenn viele Tierliebhaber darauf schwören, dass Streicheleinheiten für Tiere in der Regel genug Belohnung seien, hilft zumindest zu Beginn das stärkere Verlangen deines Vierbeiners nach schmackhaften Leckerlies. Insbesondere Katzen sind überwiegend nur durch Leckerchen zu motivieren. Packe dir also ein paar leckere Häppchen für dein Tier in die Hosentasche, um ausreichend für alle Eventualitäten gewappnet zu sein.
Und dann kann es auch schon los gehen. Du clickst und im Anschluss gibt es für dein Lieblingstier ein Leckerchen. Click – Leckerchen – Click – Leckerchen usw. Wichtig dabei: Starre dein Tier nicht an, clicke nicht in seine Richtung, kommentiere deine Aktion nicht und vor allem vergiss die Reihenfolge nicht: erst der Click, dann das Leckerchen. Auch wenn es dir vielleicht schwerfällt, dein Vierbeiner muss später durch Versuche und Fehlschläge selbstständig herausfinden welches Verhalten zielführend ist. Hinweise oder Hilfestellungen würden daher den Lernprozess nur erschweren. Verhält sich das Tier nicht in der im Training gewünschten Weise, musst du es hingegen vollständig ignorieren. Kein Click – kein Leckerchen.
Wenn du die Start-Übung einige Male wiederholt hast – nicht übertreiben, damit du deine Fellnase nicht überforderst bzw. überfütterst – kannst du einen ersten Test wagen. Warte bis dein Liebling dich nicht ansieht. Wenn jetzt dein Haustier auf dein Clicken reagiert und sich dir voller Vorfreude zuwendet, hat die Click-Konditionierung geklappt. Wenige Minuten Training reichen zu Beginn durchaus aus. Trainiere deinen Liebling lieber kurz, dafür aber regelmäßig.
Das Training
Um den Erfolg deiner ersten Übungsminuten nicht zunichte zu machen, solltest du dir eine wichtige Grundregel merken. Setze den Clicker niemals ein, um dein Tier zu dir zu rufen oder einfach nur seine Aufmerksamkeit zu bekommen. Jeder Click muss für dein Lieblingstier mit einem Leckerchen oder einer anderen Attraktion „belohnt“ werden (Tatsächlich ist es das Verhalten, nicht der Click-Ton, der zur Belohnung führt).
In späteren Phasen ähnelt das Clickertraining fast jeder anderen Trainingsform. In kleinen Schritten wird der Schwierigkeitsgrad der Übung gesteigert, bis das gewünschte Verhalten perfekt ausgeführt wird. Dabei sollte auch mal testweise für Ablenkung gesorgt werden und der Trainingsort variieren. Besonders schwierige Tricks kannst du in Etappenziele einteilen, um das gemeinsame Training zu erleichtern und den Spaß nicht zu verlieren.
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